„Besondere Zeiten erfordern besonderer Maßnahmen.“ Diesen Satz hört man in dieser Zeit besonders oft und er beinhaltet ja auch viel Wahres.”
Daniel Wellscheller, BEd, Klassenvorstand 2a, VS Amras:
“Besondere Maßnahmen galt es zu setzen, als es für mich von einem Tag auf den anderen hieß, dass keine Kinder mehr in die Schule kommen werden und ich meine persönliche Art des „home-schoolings“ aufbauen sollte. Im ersten Moment war ich natürlich überfordert, denn wie soll das funktionieren, wenn man nicht im direkten Austausch mit seinen SchülerInnen war? Ein Arbeitsplan ist bald erstellt, doch wie funktioniert die Umsetzung? Ist es zu viel, zu wenig, zu leicht zu schwierig? Kann ich auf die Unterstützung der Eltern zählen? Sofort war mir bewusst, dass das selbstständige Erarbeiten von Lehrstoff für ZweitklässlerInnen unmöglich war. Würden sie dies schon können, bräuchten sie nicht in die Schule zu kommen, dann könnten wir mit passender Ausrüstung alle Kinder von zu Hause aus unterrichten. Ich versuchte daher auf Altbekanntes zu setzen und Lehrstoff zu wiederholen und vertraute auf die Mithilfe der Eltern.
Schon nach kurzer Zeit habe ich per Rückmeldungen der Eltern (für mich die Helden des Alltags!) gehört, dass die Arbeit mit den Plänen schaffbar war und ich auf dieser Schiene weitermachen sollte. „Kein Problem!“, dachte ich, doch schon bald merkte ich, dass mir der persönliche Kontakt mit meinen SchülerInnen sehr fehlt und ich gerade auf das verzichten musste, was mir an meinem Beruf so viel Freude bereitet – den Kindern direkt dabei zu helfen, ihren Weg im Leben zu finden und ihnen das passende Werkzeug dafür mitzugeben. Nun war alles, was ich als Rückmeldung bekam, ein Stoß Hefte und Bücher mit mehr oder weniger sauber erledigten Aufgaben (je nach Mithilfe von Eltern oder Geschwistern). Das musste sich ändern und so beschloss ich, jedem Kind einen persönlichen Brief zu schreiben. Klingt altmodisch und so war es auch. Irgendwie aber auch nostalgisch, Kuverts zu beschriften, Briefmarken aufzukleben, der Gang zum Postamt und das Warten, ob man eine Antwort bekam. Schon bald konnte ich mich aber auch über Post freuen. Bilder, gebastelte Dinge und schöngeschriebene Briefe oder mühsam abgetippte Mails kamen zurück. Für einen Moment schien es wieder so, als säße man am Montag in der Klasse im Sitzkreis und erzählte sich mehr oder weniger spannende Geschichten. Dieses Gefühl der Verbundenheit mit den Kindern wollte ich nicht aufgeben und so hat sich nun ein reger Austausch von Mails und Briefen aufgebaut, um zumindest einen kleinen Teil des Lebens der Kinder mitzubekommen.
Diese Aktion macht mich aber sicherlich nicht zu einem Helden, denn ich glaube, dass jeder Mensch momentan in seinem möglichen Rahmen versucht, das beste aus der Situation zu machen. Als Lehrer kann ich derzeit immer nur von außen, durch das Schaffen neuer Lernanreize (einsetzen von Lern-Apps, Abwechslung bei der Aufgabenstellung, usw.) auf „meine Kinder“ einwirken und hoffen, dass diese schwierige Zeit bald vorrübergeht und ich gemeinsam mit ihnen in gewohnter Umgebung lachen, weinen, streiten und lernen kann. Denn das ist für mich das Schöne an diesem Beruf!”
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